Eine kleine Beobachtung – eine große Liebe

Wie ändert sich die Liebe mit der Zeit?

Als wir noch ganz frisch verliebt waren und uns tagelang einfach nur miteinander genügt haben, haben wir schon vereinbart, dass wir ein Dekadenfest feiern, wenn wir lange zusammenbleiben. Weil es so schön meilensteinig klingt.

Ich musste die Tage daran denken, die Dekade ist schon länger vorbei gezischt, feiern ist ja im Moment leider nicht mit viel Leichtigkeit verbunden. Hoffentlich bald wieder.

Es war ein Essen, bei dem ich daran denken musste. Eine früher mal enge Runde, die sich schon lange kennt und sich bei jedem Treffen auf den neusten Stand bringt. Es werden Häuser gesucht, Hochzeiten geplant, Babys erwartet – aber noch verheimlicht. Ganz viel planerischer Euphorie, Bilder, rote Wangen und glückliche Gesichter. Ich weiß, wie sich das anfühlt, voller Vorfreude mit leicht flauem Gefühl, vor all dem was da noch auf einen wartet. So ähnlich habe ich auch schon in dieser Runde gesucht, geplant und vorgefreut.

Dann an mich: „Und bei euch?“

„Hm, und bei uns. Das läuft so vor sich hin.“ Es wird ein bisschen stiller, die Blicke fast bedauernd. So hatte ich es gar nicht gefühlt, aber so kam es in der Runde an und über diesen Umweg zu mir zurück. Ist das so, dass die Liebe nach einer Weile zu bedauern ist?

Tatsächlich geht ein bisschen das Herzklopfen beim Sehnen nach dem anderen verloren. In der Verbundenheit hoffe ich nicht mehr ständig nicht verletzt zu werden. Die Unsicherheit und der Liebeskummer fehlen. Kummerlos zusammen sein.

Ganz stimmt es nicht, dass das Sehnen verloren geht. Manchmal werde ich wach und Dein Bart kitzelt mich und ich halte Dich fest, will nicht, dass Du gehst und möchte gleichzeitig wieder einschlafen mit dem Gefühl mich auf Dich vorzufreuen.

Wir können nicht alles füreinander sein und das wissen wir jetzt. Ich möchte am See in der Sonne liegen, den ganzen Tag und Du im Schatten an einem Projekt werkeln. Aber wir können dafür nachts, nachdem wir schon gedöst haben, vom Höcksken aufs Stöcksken kommen und uns die tollsten Sachen erzählen.

Wir können uns so feste umarmen und einatmen und es und es gibt kein Zeitfenster, ab dem es komisch wird, dass wir uns immer noch halten.

Von ganz eng, geht es jetzt auch uns ein bisschen loszulassen und Neues zu erleben, das nur Dir oder mir gefällt und hinterher erzählt werden kann.

Ganz schön viel zu planen gab es in den letzten Jahren. Wo wollen wir wohnen, werden wir eine Familie, wie wollen wir leben?

Ich war verblüfft, dass Du der Strengere von uns bist und ich öfter mal Ausnahmen machen. Dabei bist Du doch der Chaot und ich suche unter Deinen Stapeln meine Struktur. Manche Sachen sind schon zu Ende gestritten. Manche Dinge müssen nicht mehr laut gesagt werden, um zu treffen.

Wir denken uns mit beim Lebenplanen. Ich wünsche mir, dass es uns gibt! Es ist ein bisschen leiser. Du bist so sehr ein Teil von mir, dass Du manchmal meiner inneren Kritikerin unter die Räder kommst und die ist wirklich unerbittlich. Wenn ich mal ein bisschen länger vergesse auf Dich zu achten, werde ich glücklicherweise von unseren kleinen Menschen ganz deutlich daran erinnert, dass Du genau der dringend gebrauchte Allertollste bist.

Wenn ich mir überlegen müsste, mit welcher anderen Person ich mir vorstellen könnte, jeden Tag zu verbringen? Hmmm, alle anderen würden mich andauernd in den Wahnsinn treiben und Du mich nur gelegentlich.

Der beste Platz für meinen Kopf ist immer noch auf Deiner Brust.

Neben all den großen Gefühlen, ist das mein Fitzken Dusel, dass wir so vor uns hin laufen, nebeneinander.

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