Von Bäumen und Waldmeistern

Jetzt wissen wirs: dass wir nichts wissen! Etwa ist in der Forschung völlig unklar, wie Bäume das Wasser von der Wurzel in die Krone leiten. Denn darüber weiß man nichts. Es sind anscheinend weder Osmose noch Kapillarwirkung …. Erstaunlich, leben wir doch in einer Welt, von der wir glauben, zumindest die wichtigsten naturwissenschaftlichen Zusammenhänge begriffen zu haben. Da kommt mir der Baum als größtes Landlebewesen der Erde plötzlich irgendwie wie ein Alien vor. 29 Schritte weit ist der Radius seiner Wurzeln. Sie funktionieren nervenartig. Im Waldboden gehen sie Symbiosen mit den Mykhorrizen der Pilze ein, so dass es ein Frühwarnsystem gegen Fressfeinde über Kilometer hinweg gibt. Bestimmte Arten produzieren Abwehrkräfte passend zum Fressfeind. Baumbewohner wie Spechte nutzen die Baumalarmanlage: Hör mal am Ende eines umgefallenen Stammes, wenn einer kratzt! Die Schwingungen übertragen sich! Ein echtes Baumtelefon!

Der Wald ist ein Ökosystem! Das kennen wir schon! Aber während der Waldführung konnten wir es auch ausprobieren.

Eichhörnchen und andere Tiere helfen beim Aufforsten und Jungbäume machen. Wären sie nicht so schusselig wie wir beim Verstecken der Tannenzapfen, würden sich die Baumkinder nicht so erfolgreich vermehren. Wir hatten jedenfalls nach 45’ mindestens einen Teil unserer Superverstecke vergessen. 

Bäume gleicher Art unterstützen sich übrigens bei der Aufzucht ihrer Jungen über das eigene Wurzelwerk. 

Wir wissen spätestens jetzt: Der beste Naturschutz ist: Hände in die Taschen! Nicht den Wald aufräumen!!!! Wir brauchen Baumfamilien und keine Kolonien. Wusstet ihr, dass es in Kanada keine Regenwürmer gibt? Und da geht es trotzdem mit dem lockeren Boden… anderes Ökosystem halt. Ich erwische mich bei meiner Hochnäsigkeit: kenn das ch schon, weiß ich schon! Weiß ich eben nicht alles!

Auch wissen wir seit der heutigen Waldführung der Waldmeister, dass Bäume einen Herzschlag haben, dass sie im Minimalbereich alle drei Stunden an Stammumfang gewinnen und wieder verlieren und im Herbst sich die Erdumdrehung aufgrund der Laubmengen an Biomasse verändert. Im Winter zieht der Laubbaum das Chlorophyll aus den Blättern (es sei denn Bakterien bauen eine Sperre, um den Blättersaft noch länger zu nutzen) und der Baum zieht auch den Wasserkreislauf aus dem Stamm, damit das Wasser beim Gefrieren nicht den Stamm sprengt. Außer Nadelbäume, die haben ätherische Öle als Frostschutz. Der eigentliche Baum befindet sich unter der Erde, so dass das älteste Exemplar knapp 9000 Jahre alt ist.

Die Kapillare kann man experimentell erfahren: Seife auf einen abgeschnittenen Baumstamm und dann von der anderen Seite pusten: gibt Schaum! Echt!

Es lohnt sich mehr Ehrfurcht vor diesem und anderen Ökosystemen zu haben. Da gibt es noch einiges zu entdecken, was wir nicht gedacht hätten. Es grenzt fast ans Übernatürliche und zeigt, wie klein und unbedeutend wir sind. Ich finde es toll, die Waldriesen mit anderen Augen zu betrachten: Geheimnisvoll auch für die Wissenschaft! Welch eine tolle Welt, in der wir leben. Ich staune…

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