Treibgut städtischen Lebens

Ich gehe durch den Wald… Ein einsamer Roller, achtlos hingeworfen, neben dem Weg im Unterholz. Wie ist er dahin gekommen? Detektivische Geister regen sich und ich verknüpfe Tatsachen. Gleich nebenan liegt die Jugendherberge, vielleicht war’s ein Jugendstreich auf der Klassenfahrt. Im Streit untereinander weggeworfen. Aber warum nicht wieder geholt? War der Druck der Gruppe so stark, dass er oder sie sich nicht getraut hat? Ist es so uncool, seine Sachen beisammen zu halten? Und was ist mit den Eltern, mit der Mutter (klar die eigene Perspektive), …. werden sie nicht das letzte Weihnachtsgeschenk schmerzlich vermissen? Sogar böse werden? Schulter zucken? Tinke nicht abschweifen…, Fakten checken: Ein genauerer Blick verrät: Es fehlen auch Teile. Oder ist es doch ein schönes Loswerden-Wollen allem Umweltschutz trotzend? Aber warum dann hier abgelegen im Wald? Da muss man doch extra hinfahren. Oder kaputtgegangen? Direkt vor Ort? Ein Wutanfall?

Und ich wunder mich immer wieder, wie viel Unrat einfach so liegen bleibt. Aber nicht nur Benutztes und Weggeworfenes, alte Flaschen, Bonbonpapiere und so. Auch einzelne Schuhe, bei denen sofort Geschichten entstehen. Fitzken Dusel-Narrationen der kuriosen Fundorte. Wo ist der andere Schuh? Wie ist der eine hier hingekommen. Die traurige Geschichte, wie er zurückgelassen wurde, entwirrt sich vor meinem inneren Auge. Und das kommt ja nicht nur einmal vor, …so viele verlassenen Schuhe, die könnten sich bald zu einem Speed-Dating für Einzelschuhe zusammenfinden.

Auch am Mittel- oder Seitenstreifen der Autobahn, staune ich immer wieder, wie viele rätselhafte Gegenstände liegen bleiben. Aus dem Auto geschmissen, vom Dachgepäckträger gelöst, offener Kofferraum….? 

Treibgut städtischen Lebens! Welche Geschichten erzählen die Gegenstände? Fast Archäologie der Gegenwart. Aber mit ganz viel Mythologie, Alltagsmythologie. 

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