Ich erzähle meiner Freundin von früher: Meine Jugenderinnerungen an die Sommer in Spanien –
Wo meine Großeltern die Winter ihres Lebensabends verbracht haben. Meine Erinnerungen an Streifzüge mit anderen Jugendlichen, erste Romanzen, Jahrmärkte und Feigengärten zum Selbstpflücken, mit sonnenverwöhnten dunkelvioletten süßen Früchten mit weicher Schale, die man mit ohne Schälen schnabulieren konnte. Gleichzeitig erzähle ich von dem Supermarkt, der dort seit Jahrzehnten nun auf dem Feigenbaumgartenplatz steht und realisiere, dass niemand meine Jugend-Erfahrungen aus dem spanischen Vorort mehr nacherleben kann. Ein Gefühl wie aus einem biografischen Roman beschleicht mich. Ein Damals zwischen Erinnerungs-Realität und unerreichbarer Fiktion, durch den Schleier der vergangenen Zeit abgedeckt. Eine in meiner Erinnerung versunkene Stadt, eine vernebelte Welt: Strandpromenaden voll mit gegrillten, aufgespießen oder frittierten Fischen, Eselreiten in den Mandelbaumhügeln, Unmengen an Schaumstoff-Schalen und Transparentfolie im Supermarkt, Vorstadtmenschen, die im Sonntagsanzug in das vulkanbesandete Küstenwasser prozessieren mit Blumenketten…Jugendliche, die sich bei den Marienstatuen in den Felsennieschen Trost holen, im Tausch gegen Muschelopfergaben.
Das Gefühl bleibt: die Ahnung, dass man endgültig in eine andere Zeit gehört, ein lebendes Fossil, eine bereits fertig gelebte erste Lebenszeit.
Wohlig unwirklich.